Hotel Thierfelder - Haus des Gastes

Das Gelände des heutigen Haus des Gastes "Volkshaus" und der Schulanlagen waren einst der "Niedere Anger" der Stadt, auf dessen Wiesen das Vieh geweidet wurde, später befanden sich dort Gärten. Es ist eigentlich nicht verwunderlich, dass die Familie Thierfelder ausgerechnet hier ihre Restauration erbaute, befanden sie sich doch in unmittelbarer Nähe des neugebauten Brauhauses der späteren Brauerei.

Während einer Veranstaltung der Gesellschaft Concordia im Jahr 1852 brach in der Schankwirtschaft Thierfelder ein Feuer aus, welches das Wohnhaus mit Keller und Schuppen, den angebauten Tanzsaal mit Wasserhaus, das Scheunengebäude mit der Spiritusanlage und das Gartenhaus in Schutt und Asche legte. Das Feuer war in der Scheune entstanden, zum Glück aber war Windstille und die umliegenden Gebäude erlitten keinen wesentlichen Schaden. Nur 1/4 des stehengebliebenen Mauerwerkes war noch verwendungsfähig. Auf und mit den Überresten wurde das neue "Hotel und Restaurant Thierfelder" erbaut, wo u.a. die Thumer Bürgermeister vereidigt wurden.

Irgendwann haben die Thierfelders verkauft, denn aus einer Akte von 1901 geht hervor, dass der neue Besitzer Frauenheim 2/3 der Kosten zur Bachüberdeckung selbst bestreiten musste. Die Stadt Thum kaufte das Gebäude am 24. September 1919, um es zur Realschule umzubauen, was aber unterblieb. Anfangs muss aber zum Teil Unterricht dort stattgefunden haben. Akten bezeugen, dass dabei auch einiges zu Bruch gegangen ist.

Frauenheim bewirtschaftete Hotel und Restaurant weiter. Über viele Jahre war das Haus erst allein, dann neben dem Elysium, kultureller Mittelpunkt der Stadt und wurde für Vereinsversammlungen und -veranstaltungen, Theateraufführungen, Konzerte und zu Auftritten von Zauberern genutzt. Ab 1935 war hier das Stammlokal des Dramatischen Verein.

Bald wechselten die Namen der Wirte, die alle verschuldet waren, häufiger. Aber auch die Stadt hatte in den 30er Jahren noch immer Schulden bei der Witwe Frauenheim. 1938 erhielt die Stadt ein Staatsdarlehen von 12.000 Mark, um den Schuldenteil an die Frau Eisold, verwitwete Frauenheim, bezahlen zu können. Das Hotel Thierfelder erhielt im Oktober 1935 den Namen "Sachsenhof" und ab Juni 1940 den Namen "Haus der NSDAP". Nun wurden die meisten Räume von der NSDAP genutzt und als "Ordensburgzimmer" bezeichnet. Nur die Restauration, "Stadtschänke" genannt, wurde von einem Pachtwirt weiter betrieben, 1941 aber wegen Einberufung des Wirtes eingestellt. 1944 wurde der Saal des Sachsenhofes als Zwangsarbeiterlager für die Firma Wieland Auerbach und als Behelfskrankenhaus genutzt.

Bereits 1945 erhielt das Gebäude den Namen "Volkshaus". 1946 wurde eine Volkshaus GmbH gegründet, deren 1. Pachtwirt Max Beutner war. Das Volkshaus war weiterhin der Austragungsort vieler kultureller Höhepunkte der Stadt.