Ortsteil Thum
Das Wappen und Siegel Thums wurde zuerst im 16. Jahrhundert als Gerichtssiegel bezeugt. Nachweisbar als Stadtwappen ist es erst seit dem 17. Jahrhundert. In Gold ein roter Doppelturm mit offenem Tor, 1 und 2 Fenstern, Zelt- und Spitzdach mit Knauf. Der Engel als Wappenträger legt seine Flügel schützend um die Stadt. Das Bild des Engels hat sich im Laufe der Jahrhunderte sehr gewandelt, sein Äußeres zeigt sich auf alten Stadtsiegeln eher streitbar. Je ruhiger die Zeiten für die Städte ohne Stadtmauern wurden, je freundlicher wurde auch der Thumer Engel. Über die Bedeutung des Wappens ist man sich nicht ganz einig, aber am wahrscheinlichsten ist doch die Auslegung, dass der Turm die Stadtrechte symbolisieren soll.
Die erste Besiedlung unseres Gebietes reicht bis ins letzte Viertel des 12. Jahrhunderts zurück. Erste Erwähnungen Thum's findet man 1389. Für den Namen der Stadt gibt es verschiedene unbelegbare Versionen, z.B. Dom oder Dominium. Man geht davon aus, dass Siedler ihn mitbrachten. Zur allmählichen Entwicklung einer Stadt und der Erlangung städtischer Rechte trug entscheidend der hier ansässige Bergbau bei. Da eine Beurkundung zur Stadtgründung nicht vorhanden ist, wird das Jahr 1469 mit dem "Kauf der Gerichte zu Oberst und Niederst" als Gründungsjahr angesetzt. Aufschwung erlangte Thum auch durch die stets gut gehende Landwirtschaft. Den Hauptanteil trug aber der schon erwähnte Bergbau bei. Abgebaut wurden verschiedene Erze wie Zinn, Silber, Kupfer und Blei. Weil der Schmuckstein Axinit hier vermehrt gefunden wurde, nannte man ihn "Thumit". 1616 wurde die Thumer Bergbrüderschaft gegründet, welche bis heute dieses historische Brauchtum weiterführt. Ab 1712 kamen auch andere Industriezweige ins Erzgebirge. Klöppeln, Posamentenherstellung und die Strumpfwirkerei gaben den Menschen Brot und Lohn. Bis 1990 waren es vor allem die metallverarbeitende- und Textilindustrie, besonders Wäsche- und Strumpffabriken, die das Bild unserer Stadt prägten.
Wirtschaftliche Bedeutung erlangte Thum durch das entstandene Schmalspurbahnnetz. Der Thumer Bahnhof war der zeitweise verkehrsreichste Knotenpunkt dieser Art in Sachsen. Die Strecken dieser Bahn waren: Thum-Wilischthal (1886-1974), ab 1906 Thum-Schönfeld-Wiesa und ab 1911 Thum-Meinersdorf. 1974 kam der Schmalspurbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen zum Erliegen.
Die Bergstadt Thum präsentiert sich heute als gepflegte Kleinstadt mit zahlreichen Grünanlagen, Spiel- und Freiflächen sowie städtischen Erholungszonen. Die Bastei mit ihren Aussichtsfelsen und der Stadtpark bieten romantische Pfade und schöne Ausblicke. Auch für Tennis-, Volleyball- und Basketballspieler sind hier Sportmöglichkeiten vorhanden. Außerdem befindet sich im Stadtpark ein Hundeabricht- und ein Reitsportplatz. Im Winter lädt die Rodelbahn zur sportlichen Betätigung ein. Weitere Sportstätten befinden sich an der Wiesenstraße (ein neues, modernes Stadion, eine Turnhalle und eine Kegelbahn). Das Zentrum der Stadt Thum bilden zwei Marktplätze (Markt und Neumarkt) mit St. Annenkirche und Postmeilensäule. Der Markt an der B 95 wird von zahlreichen Geschäften gesäumt. Um den Neumarkt konzentrieren sich öffentliche Gebäude wie Postagentur, Feuerwehrdepot, das Humanistische Greifenstein-Gymnasium und das Haus des Gastes "Volkshaus" Thum. Hier werden durch verschiedene Vereine die Möglichkeiten gegeben, das Klöppel-, Schnitz- und Drechselhandwerk zu bestaunen und vielleicht auch selbst einmal zu probieren. Im Freizeit- und Familienzentrum können Kinder und ihre Eltern viele Veranstaltungen besuchen. Auch im Saal des Haus des Gastes gibt es unterschiedliche Veranstaltungen. Das attraktive Rathaus mit Löwenportal (ein Renaissance- und Barockbauwerk), die Kakteenanlage und der Tiergarten sind Anziehungspunkte für unsere Besucher. Im Verlauf der B 95 konzentrieren sich touristisch relevante Einrichtungen, wie das Hotel Ratskeller. Thum ist auch Ausgangspunkt für Wanderungen in die nähere Umgebung. So z.B. das Greifensteingebiet mit Naturtheater, Klettermöglichkeiten und einem Aussichtsfelsen, dem Greifenbachstauweiher mit Bootsverleih, Campingplatz und dem Erlebnisbad Greifensteine. Ein ausgeprägtes Vereinsleben sorgt für viele kulturelle Höhepunkte in unserer Stadt. Unter anderem werden erzgebirgische Traditionen wie Schnitzen, Klöppeln und Bergmannsbrauchtum gepflegt. Thum bietet seinen Besuchern und Gästen vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Erholung.
Ortschronik Thum
um 1200
Die Besiedlung unseres Gebietes reicht bis in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts zurück. Es waren vor allem Bauern aus Rheinfranken, die den Wald rodeten und ihre Höfe entlang der Bachläufe errichteten. Den Namen Thum brachten die Einwanderer wahrscheinlich aus ihrer alten Heimat mit. Sprachliche und bauliche Übereinstimmungen mit dem Dorf Thum, heute Ortsteil von Kreuzau, deuten auch auf das Herkunftsgebiet der Siedler hin. Für die Herkunft des Namens Thum gibt es mehrere nicht zu belegende Deutungen, z.B. Dom, Dominium (von Herrschaft oder bei der Herrschaft). Der Name unserer Stadt taucht auch häufig im Zusammenhang mit Wasser (Sumpf, Moor und Bach) auf.
1389
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Thum 1389 in einem Register der Erzdiözese in Prag. Darin ist ein Pfarrer Nikolaus erwähnt, der von Thum nach Gottleuba (Bad Gottleuba, Landkreis Sächsische Schweiz) versetzt wurde.
1469
Zur allmählichen Entwicklung unserer Stadt und der Erlangung städtischer Rechte trug vor allem der Bergbau entscheidend bei. Bereits 1445 wurde Thum in alten Gerichtsbüchern als "altes, freies Bergstädtlein" bezeichnet. Der endgültige Schritt zur weiteren Entwicklung hin zur Stadt war der Kauf der Gerichtsbarkeit zu Oberst und zu Niederst vom letzten Lehnsrichter Michel Hofeman. Deshalb wurde dieses Datum als Jahr der Stadtwerdung gefeiert.
Bergbau 1300
Der Bergbau bestimmte seit Beginn des 14. Jahrhunderts die Entwicklung unserer Stadt maßgeblich. Abgebaut wurden verschiedene Erze wie Zinn, Silber, Kupfer und Blei. Es waren im Laufe der Zeit mehrere Seifen, 2 Pochwerke und 27 Gruben in unserem Ort in Betrieb. In Thum wurde auch in großer Menge ein Halbedelstein (Axinit) gefunden und abgebaut, der deshalb zuerst den Namen "Thumit" erhielt. Dieser Stein hat eine violette bis nelkenbraune Farbe, ist durchscheinend bis halbdurchsichtig und erfreute sich zu Schmuck verarbeitet großer Beliebtheit. Nach dem 30-jährigen Krieg mit seinen Zerstörungen war ein rentabler Bergbau kaum noch möglich. Obwohl es immer wieder Versuche gab Gruben in Gang zu bringen, endete im 19. Jahrhundert die Entwicklung. Ein besonderer Beitrag zum erzgebirgischen Bergbau war die gleichberechtigte Mitarbeit der Thumer Bergleute bei der Erstellung des Zinner-Rechts-Weistums der Städte Ehrenfriedersdorf, Thum und Geyer von 1451. Dieses gilt heute als das einzige sächsische Bergrechts-Weistum des Mittelalters. Das alte historische Brauchtum der Bergleute ist jedoch noch lebendig und wird vor allem von der 1616 gegründeten Thumer Bergbrüderschaft weiter gepflegt.
1648
Ein besonderes Ereignis weist die Geschichte unserer Stadt auf. Am 15. Januar 1648 fand an der "alten" Ehrenfriedersdorfer Straße, an der sogenannten "Schwärze" in der Nähe des Pfarrfeldes, ein Gefecht statt. Dieses wurde von Chronisten als das letzte größere Kampfgeschehen des 30-jährigen Krieges auf sächsischem Boden bezeichnet. An dieses Ereignis erinnern die Tafeln des ehemaligen Denkmals von 1848 im Thumer Ehrenhain am Stadtpark. Diese wurden restauriert und am 14. Oktober 1998 anläßlich des 350. Jahrestages des Westfälischen Friedens von Münster und Osnabrück feierlich enthüllt.
1672-1990
Neben dem Bergbau war es die stets gute und für das Erzgebirge ertragreiche Landwirtschaft sowie Handel und Handwerk, die zur Entwicklung der Stadt beitrugen. Da sich Thums Wirtschaft nicht nur auf den Bergbau konzentrierte, überstand unser Ort auch die Krisen in diesem Bereich etwas besser als andere Städte und Dörfer im Erzgebirge. Im Zuge des bergbaulichen Niedergangs wurde in Thum auch geschnitzt und geklöppelt. 1767 wurde hier die 1. Erzgebirgische Klöppelschule eröffnet, die leider nur kurze Zeit bestand. Bestimmend für die handwerkliche und industrielle Entwicklung wurde die Posamentenherstellung (Innung 1672 gegründet) und die Strumpfwirkerei. Die Strumpfwirkerinnung Thum wurde 1785 von Meistern aus Thum und Umgebung gegründet, die meisten Mitglieder kamen jedoch aus Jahnsbach. Zum größten Textilbetrieb und Hauptarbeitgeber in Thum entwickelte sich die 1815 von Ehregott Hofmann in Jahnsbach gegründete Firma Theodor Hofmann, die sich ab 1831 auf dem ehemaligen Gelände des Lehnsrichter-Hofes in Thum etablierte. Auf dem Höhepunkt der Firmenentwicklung beschäftigte der für seine Zeit hochmoderne Betrieb ca. 500 Arbeiter und Angestellte sowie ca. 200 Heimarbeiter. Durch die dominante Stellung dieses Betriebes wirkte sich sein Niedergang 1932 nicht nur auf die Arbeiter und Angestellten aus, sondern war ein schwerer wirtschaftlicher Schlag für Thum, von dem sich der Ort nur mühsam wieder erholte. Bis 1990 waren es vor allem die metallverarbeitende und Textilindustrie, besonders Wäsche- und Strumpfbetriebe, die das Wirtschaftsleben in unserer Stadt prägten.
1886
Einen neuen Schub erhielt die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung unserer Stadt durch den Bau der Schmalspurbahn. Thum erhielt mit der Fertigstellung des 1. Streckenabschnittes nach Wilischthal 1886 den ersehnten Bahnanschluss. 1906 kam eine zweite Strecke Thum-Schönfeld-Wiesa und ein neuer Bahnhof hinzu. Mit der Bahnlinie Thum-Meinersdorf 1911 entwickelte sich der Thumer Bahnhof zum verkehrsreichsten Kleinbahnknotenpunkt Sachsens. Der Niedergang des Thumer Schmalspurnetzes begann mit der Stilllegung der Strecke Thum-Schönfeld-Wiesa 1967, die beiden anderen Linien folgten bis 1974. Die Deutsche Bahn AG betrieb bis 1995 ein Aufarbeitungs- und Reparaturwerk, mit seiner Schließung endete die 110-jährige Geschichte des Thumer Schmalspurnetzes endgültig.